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Mit der "Rollkur" in die neue Turniersaison - Tierquälerei vor dem Richtertisch

Bei der sogenannten "Rollkur" handelt es sich um eine erzwungene Hyperflexion, also ein extremes Beugen des Pferdehalses in Richtung der Brust. Der Nasenrücken des Pferdes befindet sich dabei deutlich hinter der Senkrechten. Das Pferd läuft auf der Vorhand, der Rücken ist überspannt, zwischen zweitem und drittem Halswirbel entsteht der sogenannte "falsche Knick", eine korrekte Versammlung sowie die Hankenbeugung sind kaum möglich.

Ein Pferd, das in dieser Position geritten wird, läuft Gefahr, gesundheitliche Schäden davonzutragen. Dazu gehört neben einer Schädigung der Halswirbelsäule mit ihren Gelenken und austretenden Nerven, des Genickbereiches und der Muskulatur des Halses sowie des Rückens auch die Beeinträchtigung der Atmung und der Durchblutung. Die Sicht und damit die Orientierung des Pferdes leiden genauso unter der festgezurrten Position des Kopfes wie sein Bewegungsablauf. Widersetzlichkeit, Steifheit, Rittigkeitsstörungen und Fesselträgerschäden können regelmäßig beobachtet werden.
Diese Form des "Trainings" ist weder tiergerecht noch zeugt sie von reiterlichem Können. Sie ist Ausdruck fehlenden Respekts vor dem Lebewesen Pferd, und ein derart traktiertes Tier erleidet dadurch nicht selten auch einen emotionalen Schaden.
Die Grundsätze der klassischen Ausbildung werden dabei konsequent ignoriert, die in der H.Dv. 12 geforderte korrekte Anlehnung mit schwungvollem Bewegungsablauf wird umgangen.

Mehr als zwei Jahrzehnte nachdem der Begriff in einem Fachartikel der Zeitschrift St. Georg erstmals fiel, ist das Thema nach wie vor aktuell.
Unwissende Zuschauer, überfordertes Aufsichtspersonal und wegsehende Richter tragen seit Jahren dazu bei, das Problem am Leben zu erhalten. Insbesondere im Spitzensport, wo jeder Monat zeitlichen Vorsprungs gegenüber der Konkurrenz zählt, geraten viele Reiter in Versuchung, durch die Methode des "Zusammenschiebens" einen schnellen Erfolg auf Kosten der Ausbildung und der Gesundheit ihres Pferdes zu erzielen. Die Ausbildungsskala der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) wird umgangen oder ignoriert, für Gymnastizierung, Vorwärts-Abwärts und einen insgesamt sorgfältigen Aufbau des jungen Pferdes bleibt keine Zeit.

Die Leitlinien für den Tierschutz im Pferdesport weisen seit Jahren explizit auf die Gefahr erheblicher Schmerzen und Schäden durch eine zu enge Beizäumung hin und beurteilen diese als tierschutzwidrig.
Seit 2010 ist die Rollkur auf den Abreiteplätzen internationaler Turniere offiziell verboten. Die sogenannte LDR-Methode (Low, Deep and Round) hingegen wurde von der FEI als tolerierbar eingestuft, solange sie maximal 10 Minuten Anwendung findet. Dabei wird der Kopf des Pferdes in eine ähnliche Position verbracht, auf Zwang soll dabei jedoch verzichtet werden.
In der Schweiz gilt seit Anfang 2014 ein generelles Rollkur-Verbot.

Auf den Abreiteplätzen werden mittlerweile Turnier-Stewards eingesetzt, die entsprechend geschult wurden und bei Verstößen gegen das Rollkur-Verbot einschreiten sollen, dies aber noch viel zu selten auch tatsächlich tun. Zu viele Reiter, zu viel Druck seitens der am Rand stehenden Trainer oder auch die Angst vor großen Namen machen ihnen nach wie vor zu schaffen.

Doch die Rollkur findet nicht nur Anwendung im Spitzensport, wo Ehrgeiz, kommerzielle Interessen und Lobbyismus vorherrschen. Auch an der sogenannten "Basis", das heißt in den unteren Klassen des Turniersports sowie im Freizeitbereich wird sie tagtäglich tausendfach eingesetzt. Dieser Bereich entzieht sich weitestgehend einer öffentlichen Beobachtung bzw. Überwachung, so dass auch und gerade dort tierschutzwidrigen Trainingsmethoden wie der Rollkur Tür und Tor geöffnet sind. Auch der Westernbereich ist davon nicht ausgenommen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass vor allem in den letzten fünf Jahren in den Medien intensiv über die Missstände in der Reiterei berichtet wurde; selbst außerhalb der Fachpresse wurde das Thema aufgegriffen. Dennoch ist nach wie vor keine deutliche Verbesserung in Sicht. Zwar beweisen einzelne Reiter, selbst im internationalen Spitzensport, dass ein Verzicht auf die umstrittenen Trainingsmethoden im Wettbewerb kein Nachteil sein muss. Das Umdenken in der breiten Masse hat jedoch noch nicht stattgefunden. Auch bewerten viele Richter zweifelhafte Leistungen weiterhin mit hohen Punktzahlen.

Daher muss ein weiterhin stetiges Appellieren an alle Reiter, egal auf welchem Leistungsniveau, stattfinden, sich zum Wohle ihres Pferdes gründlich zu informieren und das Gelernte in die Tat umzusetzen. Kenntnisse über Anatomie, Biomechanik und Reitlehre gehen dabei Hand in Hand, genauso wie die Vermittlung von Wissen über Pferdeverhalten und eine tiergerechte Haltung.
Ein korrekt trainiertes Pferd, welches genügend Zeit bekommt, seine Muskulatur und Beweglichkeit zu entwickeln und seinen Reiter effektiv und rückenschonend zu tragen, wird mehr und länger Freude machen als ein zum Sportgerät degradiertes Wesen, auf dessen Bedürfnisse keinerlei Rücksicht genommen wird und dessen vorzeitiger Verschleiß vorprogrammiert ist.
 

Autor/in: Anja Tylkowski
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